Weitere wichtige Augenerkrankungen

Neben den ausführlicher aufgeführten Augenerkrankungen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer wichtiger Erkrankungen, die dringend einer Behandlung bedürfen. Sie können sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen: Doppeltes Sehen, Kopfschmerzen, Lesestörungen, Augenermüdung und -flimmern, Schielen, häufiges Stolpern und Anstoßen, veränderte Farbwahrnehmung, Juckreiz und vieles andere mehr.

Trockenes Auge

Das so genannte "Trockene Auge" (Synonyme: Sicca, Keratokonjunktivitis sicca) ist heute eine der häufigsten Augenkrankheiten. Bei etwa jedem fünften Patienten, der einen Augenarzt aufsucht, wird diese Diagnose gestellt.

Beim Trockenen Auge handelt es sich um eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche. Diese kommt zustande, indem entweder die Tränendrüsen zu wenig Tränenflüssigkeit produzieren, die Zusammensetzung des Tränenfilms fehlerhaft ist oder die Verteilung gestört ist. Diese Erkrankung ist häufig chronischer Art, die eine ständige Behandlung erfordert.

Schematische Darstellung von Struktur und Zusammensetzung des Tränenfilms

Entzündetes Auge

Durch die relativ ungeschützte Lage des Auges treten Augenentzündungen verhältnismäßig häufig auf. Eine Entzündung ist als Reaktion eines Organismus gegen verschiedenartige Reize anzusehen. Ziel einer Entzündung ist es in der Regel, das schädigende Agens und seine Folgen zu beseitigen.
Da bei einer Entzündung unterschiedlichsten Bereiche des Auges betroffen sein können, unterscheidet man verschiedene Formen:

  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
    Eine Entzündung der Bindehaut ist eine der häufigsten Augenerkrankungen. Von einer infektiösen Konjunktivitis wird gesprochen, wenn sie durch Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze hervorgerufen wird. Bei einer nicht-infektiösen Bindehautentzündung ist entweder ein ständiger Reizzustand (z.B. beim Trockenen Auge) oder eine Allergie die Ursache. Ihr Verlauf ist akuter oder chronischer Art.
  • Hornhautentzündung (Keratitis)
    Bei einer Hornhautentzündung wird die Hornhaut durch Bakterien, Viren oder andere schädigende Organismen infiziert. Da eine intakte Hornhaut normalerweise durch das Abwehrsystem geschützt wird, tritt eine Entzündung meistens bei einer verletzten Hornhaut auf.

    Hier kann zwischen einer infektiösen und nicht-infektiösen Keratitis unterschieden.

    Die Ursache einer infektiösen Hornhautentzündung sind Bakterien, Viren oder Pilze. Eine nicht-infektiöse Form kann durch Verblitzungen, Verletzungen, Unverträglichkeiten gegenüber Kontaktlinsen und Kontaktlinseninfektionen etc. ausgelöst werden.
  • Gefäßhautentzündung (Uveitis)
    Die Entzündungen der Uvea (Gefäßhaut) lassen sich nach den betroffenen Gefäßhaut-Abschnitten unterscheiden:

    Iritis, Zyklitis und Iridozyklitis
    Die häufigste Form der Uveitis ist die Iritis, die meist kombiniert mit einer Zyklitis auftritt (Iridozyklitis). Der Iridozyklitis liegt häufig eine immunologische Ursache (z.B. allergische Reaktion auf Bakterientoxin), rheumatologische Grunderkrankungen, Verletzungen oder Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen zugrunde. Die Iridozyklitis kann aber auch als Teilsymptom allgemeiner Erkrankungen vorkommen.

    Um eine entsprechende Therapie zu gewährleisten, die innerhalb von wenigen Tagen die Beschwerden lindern kann, muss der Augenarzt schnellstmöglich aufgesucht werden. Chronische Form der Iridozyklitis ist möglich.

    Chorioiditis
    Hier klagen Patienten klagen über Sehverschlechterung oder Schleiersehen. Die Entzündung verläuft dabei schmerzlos. Entzündungsherde, die mit augenärztlicher Behandlung innerhalb von 2-6 Therapiewochen heilen, können Narben hinterlassen, die zu weiteren Komplikationen führen können.
  • Entzündung der Lederhaut
    Bei Erkrankungen der Lederhaut (Sklera: bildet zusammen mit der Hornhaut die stabile Außenhülle des Auges) treten Entzündungen des vorderen Abschnittes der Sklera (Episcleritis und Scleritis anterior) am häufigsten auf. Sie können nach der Lokalisation, Tiefe und dem Charakter differenziert werden.

    Episkleritis
    Episkleritis ist eine oberflächliche, meist milde Entzündung der Sklera. Der Erkrankung zugrundeliegende Ursache ist häufig unbekannt, eine virale oder bakterielle Infektion ist jedoch nicht auszuschließen. Charakteristische Symptome sind eine sektorale Rötung und leichtes Druchkschmerz des Auges. Die Episkleritis bildet sich meistens nach 1-2 Wochen spontan zurück. Um andere Augenentzündungen und erkrankungen auszuschließen, soll der Augenarzt möglichst schnell aufgesucht werden.

    Skleritis
    Skleritis ist ein langsam einsetzender Entzündungsprozess, der meist an beiden Augen auftritt. Der Entzündung liegen zu 50% systemische Krankheiten aus dem rheumatischen Formenkreis zugrunde. Bei Skleritis klagen die Patienten über sehr starke und bewegungsabhängige Schmerzen des Augapfels. Eine Behandlung verlangt einer ärztlicher Diagnose und Überwachung.

Retinitis pigmentosa

Mit Retinitis pigmentosa bezeichnet man eine Gruppe von erblichen Augenerkrankungen, die eine Zerstörung der Netzhaut zur Folge haben. Diese zur Zeit noch unheilbare Krankheit ist heute noch eine der häufigsten Ursachen des Sehverlustes. Es handelt sich um eine Erbkrankheit, die an die Nachkommen weitergegeben werden kann.

Der Verlauf der Erkrankung ist meist dadurch gekennzeichnet, dass im Jugendalter oder in den mittleren Lebensjahren eine Nachtblindheit eintritt. Das Gesichtsfeld verengt sich, die Wahrnehmung von Kontrasten und Farben, später auch die Sehschärfe, verschlechtert sich. Ursache dieser Symptome ist ein allmählicher Untergang der Lichtsinneszellen der Netzhaut des Auges, meist zunächst der für Nacht- und Dämmerungssehen verantwortlichen Stäbchen, später auch der für das Lesen und das Farbensehen wichtigen, im Zentrum der Netzhaut befindlichen Zapfen.

Dieses allmähliche Nachlassen der Sehkraft führt nicht selten bis hin zur Erblindung. Der gesamte Prozess verläuft schleichend und kann sich teilweise über Jahrzehnte hinweg erstrecken.

Augenstellungsfehler, Augenbewegungsstörungen und Augenzittern

  • Augenstellungsfehler
    Unter Schielen versteht man den Fall, dass die Sehachsen beider Augen nicht parallel stehen sondern Abweichungen bestehen. Beim Schielen wird jeweils nur mit einem der beiden Augen ein Gegenstand mit der Fovea (der Stelle des schärfsten Sehens) fixiert. Das Partnerauge wird entweder unterdrückt oder es fixiert mit einem nicht korrespondierenden Netzhautbereich, so dass störende Doppelbilder entstehen.

    Man kann je nach Stellung der Augen ein Einwärtsschielen (Esotropie) von einem Auswärtsschielen (Exotropie) unterscheiden, andere Schielformen, wie das Höhenschielen etc. sind wesentlich seltener.

    Prinzipiell unterscheidet man ein frühkindliches angeborenes Schielen von einem Schielen im Erwachsenenalter. Das kindliche Schielen ist meist noch mit anderen Auffälligeiten assoziiert, so findet man hier häufig noch ein Augenzittern (Nystagmus), eine Sehschwäche (Amblyopie) des betroffenen Auges und Kopfzwangshaltungen; meist besteht kein ausgebildetets Stereosehen; dieses kann meist auch nicht wiederhergestellt werden. Operationen, die ein kosmetisch ansprechendes Ergebnis erzielen können, tragen leider nicht zu einer Funktionsverbesserung bei, sondern sind eben rein kosmetisch; auch dies kann aber für die psychische Entwicklung des Kindes sehr wichtig sein.

    Schielen im Erwachsenenalter kann verschiedene Ursachen haben:
    • Trauma (Unfall) oder
    • auch Durchblutungsstörungen entweder im Nervenbereich (Schlaganfall) oder im Bereich der Muskulatur (z.B. bei Diabetes, Bluthochdruck oder schwerer Arteriosklerose). Zum Teil tritt hier eine Spontanheilung ein, sollte das nicht der Fall sein, kann eine Schiel-Op zur Beseitigung oft sehr störender Doppelbilder beitragen.
  • Augenmuskelerkrankungen
    Das Auge liegt in der Augenhöhle und ist vergleichbar einer Kugel gelagert. Es kann durch sechs Augenmuskeln bewegt werden. Wenn wir nun ein Objekt anblicken, wird das Auge im Normalfall automatisch so ausgerichtet, dass das Objekt auf der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) der Netzhaut abgebildet wird. Durch die Kombination der Bewegung der verschiedenen Augenmuskeln kann das Auge in verschiedene Blickrichtungen bewegt werden und beide Augen werden in ihren Bewegungen aufeinander abgestimmt.

    Sind nun aber einzelne oder alle Augenmuskeln gelähmt, dann können die Augen nicht mehr parallel gestellt werden. Man sieht doppelt, weil die auf der Netzhaut entstehenden Bilder nicht mehr sinnvoll kombiniert werden können.

    Eine Augenmuskellähmung kann entweder als Lähmung der inneren oder der äußeren Augenmuskeln auftreten. Bei der inneren Augenmuskellähmung kommt es zu Störungen der Akkomodation, also der Umstellung von Nah- auf Fernsicht und umgekehrt.

    Die äußere Augenmuskellähmung führt zum Schielen, anfangs mit Doppeltsehen bzw. Doppelbildern und Schwindelgefühl. Die abweichende Augenstellung kommt dadurch zustande, dass die Kraft der nicht gelähmten, gegenläufigen Muskeln überwiegt.

    Augenmuskellähmungen können durch Blutungen, Infektionskrankheiten, Vergiftungen, Durchblutungsstörungen, Geschwülste oder Hirnnervenschädigung entstehen. Auch Krankheiten wie Diabetes, multiple Sklerose, Arteriosklerose und AIDS können Lähmungen der Augenmuskeln zur Folge haben.
  • Augenzittern und Augenflimmern
    Mit Augenzittern (Nystagmus) bezeichnet man unwillkürliche Augenbewegungen, die häufig die Sehschärfe deutlich herabsetzen. Personen mit Nystagmus sind daher häufig sehbehindert. Das Augenzittern kann ruck- oder pendelartig auftreten.

    Man unterscheidet zwei Formen der Erkrankung: das angeborene und das erworbene Augenzittern. Beim erworbenen Nystagmus bemerkt der Betroffene das Augenzittern. Es entsteht durch wackelnde Bilder für ihn der Eindruck, dass seine Umgebung instabil ist. Die Entstehung des Augenzitterns ist bislang noch ungeklärt. Man vermutet jedoch, dass es unter anderem auch abhängig ist von der inneren Anspannung, Stress und Müdigkeit des Betroffenen.

    Der angeborene Nystagmus geht meist mit einer starken Sehbehinderung einher. In der Regel bemerkt der Patient das Augenzittern nicht, weil seine Wahrnehmung durch die Sehbehinderung überdeckt wird.

    Anders als der Nystagmus ist das Augenflimmern eine anfallartig auftretende Sehstörung. Es äußert sich durch das Sehen von Blitzen, Funken oder unscharfen, zitternden Bildern. Augenflimmern kann auch als Symptom verschiedener Augenkrankheiten (z. B. bei Netzhautablösung, Grauer Star usw.) auftreten. Ebenso kommt es bei Lid- und Akkomodationskrämpfen sowie als Begleiterscheinung der Augenmigräne vor. Als Augenmigräne wird eine Sehstörung bei Migräneanfällen bezeichnet, bei der sich das Gesichtsfeld, dessen äußere Grenze als schimmernde Linie erscheint (Flimmerskotom), verdunkelt.